Level X / Ausgabe 4

Positionen zu Transport, Technologie, Innovation

Willkommen zur
vierten Ausgabe von Level-X


Nachdem wir in der letzten Ausgabe von Level X ausführlich über japanische Essgewohnheiten beim Bahnfahren berichtet haben, wollen wir uns in dieser Ausgabe einem für die Verkehrssicherheit auf Regionalbahnen zukunftsweisenden Thema widmen: Vor rund einem Jahr, am 1. Oktober 2020, nahm Österreichs erste „Vereinfachte Technische Sicherungsanlage (VTS)“ auf der Strecke der Citybahn Waidhofen den regulären Betrieb auf.

Tunnel hoch
Zwei weitere Anlagen auf der Strecke folgten kurz darauf. Vorangegangen waren diesem Pilot-Projekt von EBE Solutions viele Monate an Research und Konzeption, um dieses völlig neue Konzept zur Sicherung von Eisenbahnkreuzungen „auf Schiene“ zu bringen. Schließlich gelang es uns, ein System für all jene einfachen Verkehrsverhältnisse zu entwickeln, die bislang meist durch Abgabe akustischer Signale abgesichert wurden. Akustische Signale gelten jedoch als die unsicherste und unfallanfälligste aller Sicherungen und sollen dank der neuen VTS bald der Vergangenheit angehören. Nun liegt, nach einem erfolgreichen Betriebsjahr, der TREKKIE-Endbericht der Projektpartner AIT (Austrian Institute of Technology), Österreichischer Automobil-, Motorrad- und Touringclub (ÖAMTC) und EBE Solutions vor. Und nicht nur das: Die Niederösterreich Bahnen wurden für das Projekt kürzlich mit dem Österreichischen Verkehrssicherheitspreis ausgezeichnet.

Anlass, Bilanz zu ziehen und Ihnen das Projekt VTS im Detail vorzustellen.

Wie immer wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre,
Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Laurenz Trunner, MBA
und das Team der EBE Solutions


Diese Eisenbahnkreuzung auf Waidhofens Citybahn wird seit über einem Jahr mittels der VTS gesichert. Im Bild links sind die Solarpaneele zu sehen.

VTS auf einen Blick

Ausgangslage

In Österreich werden derzeit noch rund 1.300 Eisenbahnkreuzungsanlagen mittels Abgabe akustischer Signale gesichert. Die aktuelle Eisenbahnkreuzungsverordnung (EisbKrV 2012) lässt eine Sicherung von Eisen- bahnkreuzungsanlagen (EK) durch Abgabe akustischer Signale bis zu einer Geschwindigkeit des Schienenfahrzeugs von 20-25 km/h zu. In der Praxis zeigt sich aber, dass durch die Schalldämmung in modernen Autos die Lenker:innen diese Signale oft erst spät (in ca. 120 Metern Entfernung) wahrnehmen. Zudem kommt es immer wieder zu Anrainerbeschwerden wegen der ständigen akustischen Signale, wodurch die Akzeptanz für Eisenbahntrassen besonders in bewohnten Gebieten sinkt. Auch kostenseitig sind althergebrachte Lösungen problematisch: Die Errichtungs- kosten von Sicherungsanlagen für Eisenbahnkreuzungen schlagen bislang empfindlich auf die Budgets der Gemeinden. In vielen Fällen liegt es daher näher, einen Bahnübergang aufzulassen, als in teure Sicherungsanlagen zu investieren. Mit jedem geschlossenen Bahnübergang verlängern sich aber automatisch die regional gefahrenen PKW-Strecken, was wiederum der CO₂ Bilanz abträglich ist. Viele Gründe für eine technische Revolution!

Zielsetzung

Oberstes Ziel war es, die Errichtungs- und Wartungskosten technischer Sicherungsanlagen signifikant zu senken und so die Voraussetzung zu schaffen, diese Bahnübergängen zukünftig besser sichern zu können. Der Sicherheit wurde dabei höchste Priorität eingeräumt, eine umfassende begleitende Dokumentation sollte die Ergebnisse wissenschaftlich untermauern.

Technische Umsetzung

Nach internationalem Research und einer vom ÖAMTC durchgeführten Befragung fiel die Entscheidung auf eine Ausführung mit bekannten Lichtzeichen. Daher sieht die Anlage für Verkehrsteilnehmer:innen auf den ersten Blick vertraut aus. Kernpunkt der Konzeption und der technischen Entwicklung war die Reduktion auf jene wesentlichen Funktionen, wie sie bei einfachsten Verkehrsverhältnissen (wenig Straßenverkehr, Nebenbahnen) erforderlich sind. EBE Solutions entwickelte die VTS-Anlage auf Basis der bereits vielfach bewährten ISIS-LC Anlage, einem Baukastensystem, das sich für technische Umrüstungen hervorragend eignet. So erfuhr die VTS auch problemlos die Zulassung nach CENELEC-Normen.

Netzautark und kosteneffizient
dank neuer Solartechnologie

Neuartig ist die völlig netzautarke Versorgung der Anlage. Dafür setzt EBE Solutions erstmals neue Batterietechnologien in Kombination mit Photovoltaikzellen ein, welche die vollständige Energieversorgung der Anlage – auch in den sonnenarmen Wintermonaten – ermöglicht. Der Wegfall teurer Grabungsarbeiten für die Stromzufuhr ermöglicht – insbesondere bei weit von Ortschaften abgelegenen Eisenbahnkreuzungen – eine markante Kostenreduktion.

Fazit

Durch das erfolgreiche Projekt mit den Niederösterreich Bahnen ist der Grundstein für eine neue Ära der Verkehrssicherung auf Nebenbahnen gelegt. Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, dass die Weichen für eine kosteneffiziente Ablöse der bisherigen akustischen Signale – und damit die Attraktivierung des Bahnverkehrs bald gestellt werden.



VTS 3

VTS 2Kann die VTS vom Zug nicht angesteuert werden, tritt das Beschilderungssystem in Kraft.

VTS SolarGanzjährig Netzautark dank Photovoltaik

Interview

Barbara Komarek 
Niederösterreich Bahnen

Barbara Komarek ist seit 2018 Geschäftsführerin der Niederösterreich Bahnen und zeichnet in dieser Funktion auch für die Citybahn Waidhofen verantwortlich. Level X traf sie zum Gespräch über das Pilotprojekt „Vereinfachte Technische Sicherungsanlage“.

Level X:
Die Niederösterreich Bahnen haben sich als erste für das neue Sicherungskonzept eingesetzt und ein österreichweites Pilotprojekt gestartet. Wie kam es dazu?

Barbara Komarek:
„Wir die Niederösterreich Bahnen arbeiten als größte Privatbahn Österreichs intensiv daran, den Betrieb von Regionalbahnen innovativ und kosteneffizient zu gestalten. Wir sind neuen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen. Für die Citybahn Waidhofen haben wir 2019 gemeinsam mit der Stadt ein Zukunftspaket geschnürt – neue Haltestellen, Halbstundentakt und Wegfall des Pfeifens durch die Errichtung von Lichtzeichenanlagen. Hier kam die VTS Anlage ins Spiel – die Kosten einer Lichtzeichenanlage bei gleichbleibender Sicherheit um bis zu ⅔ zu senken, ist eine echte Win-Win-Situation.“

Level X: Was ist so neu an der Lösung?

Barbara Komarek:
„Es ist uns gemeinsam mit allen Beteiligten (VAI, Behörden, technischem Partner) gelungen, eine Anlage zu bauen, die für einfache Verkehrsverhältnisse geradezu ideal ist. Die neue VTS kommt mit zwei statt acht Lichtzeichen und mit weniger Sensoren als eine herkömmliche Sicherungsanlage aus. Daher kann sie durch Solarpaneele netzautark versorgt werden. Die größte Innovation der Anlage liegt in ihrem vereinfachten Aufbau und der daraus resultierenden massiven Kosten- und Bauzeitersparnis.“

Level X: Wie kommt es zu diesen Einsparungen?

Barbara Komarek:
„Es ist eine Summe an Faktoren, welche die VTS kostenseitig so attraktiv machen. Weniger Lichtzeichen ermöglichen einen solarbasierten Betrieb. Durch das Photovoltaik Paneel samt leistungsstarkem Akku wird die Anlage autark mit Strom versorgt. Lange und vor allem teure Künettengrabungen für die Stromeinspeisung entfallen. Dazu müssen weniger Fundamente errichtet werden, was wiederum die Bauzeit verkürzt. Alles in allem konnten die Gesamtkosten deutlich unter 100.000 € gesenkt werden.“

Lwow Lemberg Gowny dworzec Bahnhof© NB/Monihart

Level X: Und wie war die Akzeptanz?

Barbara Komarek:
„Wir waren beeindruckt von den Ergebnissen der begleitenden wissenschaftlichen Evaluierung des Projekts. Es zeigte sich, dass den Verkehrsteilnehmer:innen keinerlei Abweichungen zu bekannten Lichtzeichenanlagen aufgefallen waren. Auch unsere Triebfahrzeugführer*innen, die im Rahmen des Projekts umfangreich geschult wurden, bestätigten die uneingeschränkte Praxistauglichkeit der neuen VTS.“

Level X: Nach einem Jahr Betrieb: Wie wird es nun weitergehen?

Barbara Komarek:
„Bislang laufen die drei Anlagen auf Basis der EisbKrV 2012 unter dem Titel der Erprobung für den Testbetrieb. Es gilt nun, die VTS Anlage als anerkannte Sicherungsart zu verankern. Hier hoffe ich auf einen starken Schulterschluss zwischen Politik, Gemeinden und Interessensvertretungen. Wir als Niederösterreich Bahnen bleiben jedenfalls dran – im Sinne der Sicherheit!“

Level X: Danke für das Gespräch.

 


EBE Solutions als one-stop-shop!


Haben Sie Ihren IT-Partner schon einmal im Baufahrzeug mit Schutzhelm erlebt?


Was am ersten Blick befremdlich wirken mag, ist bei EBE Solutions längst Standard. Denn immer öfter werden wir als „Generalunternehmer“ mit der gesamten Prozesskette beauftragt: Planung – Genehmigungsverfahren – Ausführung des Bauvorhabens – technische Installation – Einreichung und Begleitung der Genehmigungsverfahren – Inbetriebnahme. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn schließlich erspart sich der Auftraggeber so eine Menge Kommunikation mit den verschiedenen Gewerken, profitiert von einem lösungsorientierten Ansprechpartner und spart damit auch noch Kosten. In unzähligen Projekten der Vergangenheit konnten wir eine Menge Erfahrungen sammeln, die wir an unsere Kunden gerne weitergeben. Wir wissen, wer die günstigsten Komponenten liefert, wer geeigneter Ansprechpartner für die diversen Bauleistungen ist oder welche baulichen Maßnahmen der örtliche Bauhof leisten kann. Dieses Wissen nehmen unsere Kunden zunehmend in Anspruch, unter anderem unlängst im Rahmen zweier ÖBB Projekte. Deshalb sind EBE-Mitarbeiter:innen mit Schutzhelm auf Baustellen mittlerweile auch kein seltener Anblick.

Ukrainian Railroad Ladies cover 2